Betzenstein - Die Frage, ob für ein harmonisches Geläut drei oder vier Glocken nötig sind, ist für viele Betzensteiner nicht entscheidend. Sie freuen sich nur darauf, dass bald das Ende der „stillen Zeit“ eingeläutet werden kann – im wahrsten Sinne des Wortes. Fast fünf Jahre mussten die Bürger auf den gewohnten Glockenklang verzichten. Der Kirchturm wird voraussichtlich noch bis Ende August aufwändig saniert.
Normalerweise läuten die drei Glocken immer morgens, mittags und abends und natürlich als Einladung zu den Gottesdiensten. Bei Kasualien wie Hochzeiten, Taufen oder der Konfirmation wird das freudige Geläut ebenfalls gerne gehört. Umso ungewohnter war es für die Bürger, als die Glocken im Juli 2012 abgestellt werden mussten. Grund waren die vorher entdeckten Schäden an der Statik des Glockenstuhls. Jedes weitere Läuten hätte nicht nur diese Schäden vergrößert, sondern womöglich auch zu Rissen und größeren Schäden am Kirchturm selbst geführt. In der Kirchengemeinde wurde sogar ein Glockenturm-Aussschuss gebildet, der sich im Auftrag des Kirchenvorstands um die Bauarbeiten kümmerte und als Ansprechpartner für die an der Sanierung beteiligten Handwerker fungierte. Ihm gehörten neben Pfarrer Ulrich Böhm auch Carmen Kreuzer, Richard Engelhardt und Werner Schmidt an.
Baumaßnahme ging in die Verlängerung
Zunächst war für die Sanierung ein halbes Jahr vorgesehen. Doch – wie so oft bei größeren Maßnahmen – kamen im Laufe der Monate verschiedene unvorhergesehene Arbeiten hinzu. Unter anderem wurde festgestellt, dass nicht nur der Glockenstuhl marode ist, sondern auch in den darunter liegenden Stockwerken schadhafte Hölzer vorhanden sind. Auch diese sollen noch ausgetauscht werden, um die Stabilität des Kirchturms wiederherzustellen. Auch hat sich die Gemeinde dafür entschieden, die Schallläden zu erneuern. Der örtliche Schreiner Rolf Schneider fertigte diese aus Lärchenholz. Auch die Zifferblätter der Kirchturmuhr werden erneuert, da eine Renovierung unrentabel war.
Viele Gewerke sind schon beendet
Eine ganz wichtige, bereits abgeschlossene Maßnahme ist die Dachsanierung. Dazu musste zunächst die Schalung der Turmhaube erneuert werden. Anschließend wurde das Dach mit neuen dunkelgrauen Schieferschindeln gedeckt. Das marode Dach war einer der Gründe für die Schäden am Glockenstuhl. Durch die Eindeckung ist immer wieder Regenwasser eingedrungen und hat den Hölzern zugesetzt. Erschwerend kam hinzu, dass unter dem Glockenstuhl zwischen zwei Böden Schutt unbekannter Herkunft gelagert war. Auch dieser war über die Jahrzehnte feucht geworden, so dass der Glockenstuhl von oben und unten mit Feuchtigkeit konfrontiert war. Die Zimmerarbeiten wurden von einer Fachfirma aus der Gemeinde Kasendorf erledigt.
Die Handwerker kümmerten sich um die Sanierung des Dachstuhls und der maroden Hölzer der Tragwerkskonstruktion. Die schwierigste Aufgabe war die Sanierung des Glockenstuhls selbst. Dieser wurde demontiert und in Einzelteilen in die Werkstatt gefahren. Dort wurden die schadhaften Hölzer saniert und der Glockenturm an Ort und Stelle wieder aufgebaut. Rund 50 Prozent der Balken des Glockenstuhls mussten erneuert werden, alle anderen konnten erhalten werden. Nach Abschluss der Sanierung wurde der Glockenstuhl wieder abgebaut, nach Betzenstein transportiert und mittels Kranwagen durch die offenen Schallläden in die Glockenstube gehievt.
Kirchengemeinde ist dankbar über Zuschüsse
Kostengünstig ist diese Maßnahme natürlich nicht. Deshalb hat sich die Kirchengemeinde auch viel Zeit für die Vorbereitung nehmen müssen. Bis die Sanierung begonnen werden konnte, waren zahlreiche Begutachtungen und Ortstermine nötig. Zusammen mit einem Architekten wurde ein Leistungsverzeichnis ausgearbeitet. Pläne mussten erstellt und zur Genehmigung eingereicht werden. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Punkt waren die Zuschussanträge, denn es war schnell klar, dass die Gemeinde die Ausgaben nicht alleine stemmen kann – auch wenn das Kirchgeld seit mehreren Jahren für die Baumaßnahme verwandt wird.
Der Großteil der vorbereitenden Arbeiten geschah noch während der Dienstzeit von Pfarrerin Martina Beck. Als sie als Dekanin nach Thurnau ging, lief während der Vakanz die Korrespondenz in Sachen Turmsanierung über den Schreibtisch des Plecher Pfarrers Christoph Weißmann. Als Ulrich Böhm im Juli 2015 als Betzensteiner Pfarrer installiert wurde, war hinsichtlich der Formalitäten schon vieles geschehen. Er ist froh, dass sich die Beharrlichkeit vor Baubeginn nun auszahlt. Zuschüsse bekommt die Kirchengemeinde von der Landeskirche, vom Dekanat in Pegnitz, von der Stadt Betzenstein sowie von der Oberfrankenstiftung der der Bayerischen Landesstiftung./p>
Einige Bürger sind Feuer und Flamme für eine vierte Glocke
Ein Glockenbeauftragter hat bei einem Ortstermin vorgeschlagen, eine vierte Glocke anzuschaffen. Nur mit vier Glocken sei ein volles, harmonisches Geläut möglich, meinte er. Einige Bürger waren schnell begeistert von diesem Gedanken. Im Glockenstuhl wurde daher bereits Platz für eine vierte Glocke vorgesehen. Allerdings hat die Kirchengemeinde noch etliche Rechnungen der Maßnahme „Turmsanierung“ zu bezahlen.
Spenden sind notwendig
Ohne ausreichende Spenden wird es daher keine vierte Glocke geben. So hat sich der Kirchenvorstand entschieden. Da die Gemeinde mit der Turmsanierung, die insgesamt rund 530.000 Euro kosten wird, schon viele Ausgaben hat, hat eine vierte Glocke keine Priorität. Sie würde 20.000 Euro kosten. Wenn ausreichend Spendengelder eingehen, wird sie in Auftrag gegeben, erklärt Pfarrer Böhm. Wer Geld für diesen Zweck geben kann, sollte „Vierte Glocke“ auf der Überweisung angeben oder bei der Übergabe benennen. Für die Baumaßnahme werden gerne noch Spenden unter dem Motto „Glockenturm“ entgegen genommen.
Wiedereröffnung erst im Herbst
Ursprünglich war ein feierlicher Gottesdienst zum Abschluss der Turmsanierung und zum Einschalten der Glocken geplant gewesen. Nun wird sich zumindest die eine Maßnahme noch länger hinziehen. Die Glocken läuten schon im Mai, doch das Gerüst muss noch stehen bleiben. Voraussichtlich bis Ende August sind die Zimmerer noch damit beschäftigt, die Tragwerkskonstruktion in den Etagen unterhalb des Glockenstuhls auszubessern.
Da die Dachsanierung beendet ist, kann das Gerüst rückgebaut werden. Dennoch wird es das Betzensteiner Stadtbild noch einige Wochen prägen. Deshalb ist der feierliche Gottesdienst auf den Herbst verschoben worden. Ein Termin im September oder Anfang Oktober wurde ins Auge gefasst, muss aber noch konkret vereinbart werden. Aber das ist vielen Bürgern auch gar nicht so wichtig. Hauptsache, das Glockengeläut ist wieder zu hören.
Brigitte Grüner
Redaktion